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Leben auf den Shetland Inseln

Ein Garten in Shetland?

Vor ein paar Jahren in Cornwall hatte ich schon einmal versucht, einen Gemüsegarten anzulegen, leider ohne viel Erfolg. Es gab zu viele Schnecken und der Sommer war so nass, dass sogar die Himbeeren am Strauch verschimmelten. So pflanzte ich stattdessen Rosen und freute mich an den wunderschönen Blumen, die dank dem milden Klima fast 9 Monate im Jahr blühen.

In Shetland hat mich nun das Gemüse-Garten Fieber gepackt. Ich fand bald den idealen Platz für meinen neuen Garten und begann schon im Januar voller Enthusiasmus alte Zäune und Jahre alten Abfall zu entfernen. Februar und März waren sehr nass und kalt, kein Gartenwetter.

Ich wollte ein Hochbeet bauen, um meine Pflanzen gegen Kaninchen und Vögel zu verteidigen. Ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat aus Palleten und alten Brettern. Mein Gartenbau hat mich ausser Nägeln und Kompost kein Geld gekostet und ist ganz im Sinne von Shetland, aus Altem wird Neues.

Der Wintergarten am Haus dient mir zur Zeit als Gewächshaus für die Setzlinge. Es wird alles ein Experiment werden, da ich nicht wirklich weiss, was das rauhe Shetland Klima überstehen wird.

Traditionell wurde auf einer Croft vor allem Kohl angebaut. Die runden und quadratischen Stein Strukturen, die man heute noch überall in ganz Shetland sehen kann, schützten das Gemüse vor dem Wind und den Schafen. Diese Strukturen heissen Plantiecrub.

Dieses Plantiecrub ist noch intakt und schützt diesen Affenschwanzbaum vor dem Wind. Der Baum hat den Plantiecrub ganz ausgefüllt, aber wächst kaum über die Höhe der Steinmauer hinaus.

Die quadratischen Plantiecrubs dienen heute als Windschutz für unsere Pferde. Aber in einem für Tiere unzugänglichen Plantiecrub habe ich rote und schwarze Johannisbeeren, Stachelbeeren und eine Rhabarber-Pflanze entdeckt, ich hoffe auf eine gute Ernte.

Der Boden in diesem Plantiecrub ist zu überwachsen, um kurzfristig ein Kartoffelbeet anzulegen. Das wird einmal ein Projekt für die Zukunft. Auf der Suche nach geeignetem Boden bin ich dann doch fündig geworden. Es war releativ einfach die Erde umzugraben und die Steine hielten sich in Grenzen.

Hier pflanze ich nun meine Kartoffeln. Es ist sehr windgeschützt und in guter Lage, ich werde ein weiteres Beet anlegen und sehen, was wächst. Alles muss jedoch gegen die Kaninchen geschützt werden, die in Shetland praktisch keine natürlichen Feinde haben.

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60° North

Jetzt möchte ich einmal etwas über Shetland informieren. Dies ist die Flagge von den Shetland Inseln. Es sind dieselben Farben wie die schottische Flagge aber in skandinavischem Stil. Die schottische Flagge hat ein weisses Andreaskreuz, die weissen Balken überkreuzen in die gegenüberliegenden Ecken. Die Flagge von Shetland wurde 1969 zum 500 jährigen Jubiläum der Zugehörigkeit der Inseln zu Schottland kreiert. Zuvor waren die Inseln im Besitz von Norwegen. Erst in 2005 wurde die Flagge jedoch offiziell anerkannt.

Shetland liegt auf 60° nördlicher Breite und umfasst mehr als 100 Inseln. Die grösste Insel wird einfach Mainland (Hauptinsel) genannt, wo auch die Hauptstadt Lerwick liegt. Fair Isle liegt 39km südwestlich von Sumburgh Head, dem südlichen Zipfel von Mainland. Foula ist die entlegendste bewohnte Insel im Vereinigten Königreich und liegt im Westen zu Mainland. Im Norden gibt es Yell, Unst und Fetlar, die man alle mit einer regelmässigen Autofähre erreichen kann. Im Osten liegen Bressay und Whalsey. Auch Papa Stour im Westen und Out Skerries im Osten haben noch ein paar wenige Bewohner.

https://goo.gl/maps/uKtUmHb2t193K9rT8

Shetland hat ca 22000 Einwohner, etwa 7500 wohnen in der Hauptstadt Lerwick. Man fühlt sich hier näher zu Norwegen als zu dem schottischen Festland, die geographische Distanz zu Aberdeen in Schottland ist 340km und zu Bergen in Norwegen 368km. Das hat natürlich auch viel mit der historischen Zugehörigkeit zu Norwegen zu tun. Die Shetland Inseln bilden eine natürliche Barriere zwischen dem Atlantik im Westen und der Nordsee im Osten. Man sagt hier, dass kein Punkt in Shetland mehr als drei Meilen vom Meer entfernt ist. Der höchste „Berg“ oder vielleicht doch nur Hügel, ist 450m hoch und heisst Ronas Hill.

Ich würde gerne eines Tages Ronas Hill besteigen, hoffentlich findet sich jemand, der sich dort auskennt, es gibt keine Wanderwege oder Wegweiser. Trotz der geringen Höhe ist der „Gipfel“ häufig mit Nebel umhangen, was eine Wanderung ohne Gelände-Erfahrung gefährlich machen kann.

Das Wetter ist natürlich ein Thema auf Shetland. Die Inseln haben ein ozeanisches Klima mit minimalen jährlichen Temperaturschwankungen. Das Klima ist feucht, windig und relativ mild verglichen mit anderen Orten auf 60° nördlicher Breite.

Die sonnigsten Monate sind Mai und Juni mit bis zu 19 Stunden zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang am 21.Juni. Obwohl es offiziell nicht Mitternachtssonne ist, wird es nicht wirklich dunkel und man muss sich richtig zwingen ins Bett zu gehen.

23 Uhr im Juni

Das Gegenteil ist natürlich der Fall im Winter, Sonnenaufgang kurz nach 9 Uhr und Sonnenuntergang um 15 Uhr am 21.Dezember. Dies war nun unser erster Winter mit langen dunklen Stunden und es war nicht schlimm. Man muss sich gut organisieren und alle Arbeiten, die draussen notwendig sind, bei Tageslicht erledigen. Was mich am meisten erstaunt hat, ist die Intensität der Dunkelheit. Ausserhalb der Orte gibt es keine Strassenbeleuchtung und es ist wirklich stockfinster. Eine Taschenlampe oder Stirnlampe ist Pflicht, wenn man am Nachmittag das Haus verlässt, um nicht von der Dunkelheit überrascht zu werden.

14.30 Uhr im Dezember
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Unsere Tierfamilie

Foto Katie Smith

Vor 10 Jahren kam unser erster Hund in unsere Familie, es war ein Shetland Sheepdog. Damals wussten wir nichts über Shetland, aber die Hunderasse ist ideal für neue Hundebesitzer und ein richtiger Familienhund. Man nennt diese Rasse abgekürzt auch Sheltie. Der Sheltie wurde auf Shetland als Wachhund genutzt, um Vögel und Schafe von den Gärten fern zu halten. Natürlich sind sie auch exzellente Herdenhunde, ein Instinkt der auch in den meisten untrainierten Shelties vorhanden ist. Es ist für sie sehr schwierig, wenn ein Familienmitglied auf einem Spaziergang eine andere Richtung einschlägt und sie die „Herde“ nicht zusammenhalten können.

Shelties haben ein sehr dichtes Fell, eine Unterwolle, die sie warm und trocken hält und längere Aussenhaare, die man häufig kämmen sollte. Das Sheltie Fell kommt in drei typischen Farben vor, sable (sandfarben), merle (grau melliert) und tricolour ( schwarz, braun, weiss).

Heute haben wir drei Shetland Sheepdogs, zufällig einer pro Farbe, sie sind alle durch den Cinnamon Trust in unsere Pflege gekommen. Der Cinnamon Trust hilft in Grossbritannien den älteren Hunde- und Tierbesitzern bei der Tierpflege und sucht den Tieren ein neues Zuhause, wenn die Besitzer verstorben sind.

Skye, Foto Katie Smith

Skye ist fast 16 Jahre alt und seit bald sechs Jahren bei uns. Er kann nicht mehr weit spazieren, aber dank unserem grossen Garten geniesst er weiterhin ein interessantes Hundeleben. Er kommt gerne mit in den Stall zum Ausmisten, Pferdeäpfel riechen so gut…

Drummer, Foto Katie Smith

Drummer ist zehn Jahre alt und kam eine Woche bevor wir nach Shetland reisten zu uns. Er ist ein sehr nervöser Hund und bellt ziemlich viel. Das Leben in Shetland ist ideal für ihn, er stört keine Nachbarn.

Copper, Foto Katie Smith

Copper ist vier Jahre alt und kam gemeinsam mit Drummer letztes Jahr zu uns. Copper ist sehr anhänglich und loyal, aber er drängt sich sehr gerne vor und spielt den Boss.

Nun zu unseren Isländerpferden, Fönix und Hekla. Vor drei Jahren haben wir sie in Island zum ersten Mal geritten und wenige Wochen später kamen sie nach einer langen Reise in Cornwall an. Hier in Shetland fühlen sie sich sehr zuhause, die Temperaturen sind ein bisschen isländisch. Ihr dickes Fell schützt sie im Winter perfekt und der Sommer ist hier nicht wirklich heiss.

mein Fönix, Foto Katie Smith
Hekla gehört meinem Mann, Foto Katie Smith

Festus und Ulysses sind die neuesten Familienmitglieder.

Ulysses gehört meiner Mama, Foto Katie Smith
Festus, Foto Katie Smith

Festus und Ulysses sind Mini Shetland Ponies und gerade mal ein Jahr alt. Sie gehören seit Oktober zu unserer Familie und bringen mich täglich zum Lachen. Sie zoomen unermüdlich über die Weide, jagen sich auf und ab, mit ein bisschen grasen dazwischen. Es ist spannend, ihnen Mannieren beizubringen und zu beobachten wie sich ihr Charakter entwickelt. Ulysses ist sehr selbstbewusst und lernt schnell, Festus ist etwas zurückhaltend, aber er liebt es, wenn man seinen Rücken kratzt.

Unsere kleine Herde kommt gut miteinander aus, Fönix spielt den Onkel für die Minis, spielt mit ihnen, aber er zeigt es auch, wenn es ihm zu viel wird. Hekla ist eine Stute und hält die Kleinen ein bisschen auf Abstand.

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Ein neues Leben

Im Juni um 23 Uhr, keine Mitternachtssonne, aber es wird nicht richtig dunkel.

Wie schon im letzten Blog angedeutet, sind wir ein Jahr später immer noch auf Shetland. Während den Sommer Monaten wurde mir immer klarer, dass ich Shetland nicht verlassen wollte. Durch die Islandpferde Besitzerinnen hatten wir einen sofortigen Freundeskreis gefunden, der am höchsten qualifizierte Isländer Reitlehrer in Grossbritannien lebte hier, kein Sommerekzem für die Pferde, eine wunderschöne Landschaft mit vielen Vögeln, Seehunden, Otter, Delphine und Orkas, alles Gründe für mich, um hier zu leben. Natürlich gibt es auch Negatives, das Wetter ist rauh, fast immer windig, häufig bis zu Orkan Stärke, auch im Sommer niederige Temperaturen, die Fähre und der Flug zum Festland sind teuer. Aber ich hatte eine Gemeinschaft und ein Leben gefunden, dass ich nicht wieder aufgeben wollte und obwohl mein Mann und meine Tochter nicht dasselbe empfanden, haben sie trotzdem zu einem Leben auf Shetland bis auf weiteres eingewilligt.

Dank Freunden haben wir ein neues Haus auf der Westseite der Hauptinsel gefunden. Es ist eine sogenannte Croft, ein kleiner Bauernhof mit 20 acres Land (ca. 8 Hektaren), einer Scheune und vielen verfallenen Strukturen, die so typisch sind für die Landschaft in Shetland. Die Croft heisst Finnigarth und liegt ausserhalb der Ortschaft Walls.

die Croft Finnigarth, unser neues Zuhause
Steine gibt es auf Shetland genug, nur die Holz-Strukturen wurden wiederverwertet.
Wohnhaus, Scheune und das blaue Büro

Das Haus ist viel kleiner als Northouse in Gletness oder sogar unser Haus in Cornwall, aber irgendwie haben wir es geschafft alles nötige unter zu bringen. Wir haben ein ehemaliges Baustellen Büro gekauft, dass nun als Stauraum und Homeoffice dient. Wir waren in der Lage unser Haus in Cornwall bis auf weiteres zu vermieten und haben unsere Möbel und Besitztümer nach Shetland bringen lassen.

Das Homeoffice wird geliefert.
von Cornwall nach Shetland
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Wie alles begann

die Insel Foula

Vor ziemlich genau einem Jahr kamen wir auf die Shetland Inseln, die nördlichste Inselgruppe in Grossbritannien, die näher bei Norwegen liegt als beim britische Festland. Es sollte ein sieben monatiges Abenteuer sein, wir wollten einfach mal etwas anderes sehen, mutig sein, vom Alltag in Cornwall ausbrechen. Unser grosser Traum war eigentlich ein Jahr in Island zu leben, aber der Schatten von Brexit hatte dies zunichte gemacht. Wir importierten unsere beiden Isländerpferde von Island nach Cornwall, wo wir, ausser einer anderen Besitzerin, die einzigen in der Grafschaft waren mit diesen besonderen Pferden. Durch die Icelandic horse society Great Britain wusste ich von mehreren Besitzern in Shetland und so kam irgenwie alles zusammen. Wir fanden ein grosses Haus mit Pferdewiesen in wunderschöner Lage, dass wir für sieben Monate mieten konnten und so reisten wir Ende März 2019 mit drei Hunden und zwei Pferden über 900 Meilen von Cornwall nach Aberdeen in Schottland. Die Überfahrt mit der Fähre vom schottischen Festland nach Lerwick auf Shetland dauerte dann noch zusätzlich 12-14 Stunden.

Roll-on Roll-off Fähre in Lerwick, Shetland

Auf der Fahrt von Lerwick Hafen zu unserem neuen Zuhause für die nächsten Monate habe ich mich sofort in Shetland verliebt. Die karge baumlose Landschaft war das Ebenbild von Island, ohne Vulkane und Lava Landschaften. Auf einem späteren Ausflug haben wir dann aber tatsächlich Überreste einer Lava Landschaft entdeckt, darüber in einem späteren Blog. Eine gut ausgebaute Landstrasse führt von der Hauptstadt Lerwick nach Norden, sobald man diese verlässt, sind die Seitenstrassen, die zu den Dörfern und Siedlungen führen, nur noch einspurig mit häufigen Passierstellen ausgebaut. Unser Haus war in Gletness an der Ostküste der Hauptinsel und ziemlich fernab der Zivilisation.

Northouse, Gletness

The Northouse war früher ein Gestüt für Shetland Ponies.

Das Haus war riesig für meinen Mann und mich, aber so bot sich viel Platz an für Hausgäste, die sich schon alle auf einen Besuch angemeldet hatten. Es gab Garagen, Stallungen, Schuppen, zwei Pferde Koppeln und unser eigener Fjord. Ein Fjord in Shetland ist ein Voe.

seltene Tage ohne Wind
Die Aussicht vom Haus an stürmischen Tagen.

Was als sieben Monate begann, hat sich möglicherweise zu für immer entwickelt. Es ist März 2020 und wir sind immer noch auf Shetland….